Wo liegen die Chancen in Japan und China?

Interview mit Österreichs Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig anlässlich des Arbeitsbesuchs Ende Februar/Anfang März in Ostasien

ba. Man könnte ihn als „Wirtschaftsmission der besonderen Art“ bezeichnen – den Arbeitsbesuch des österreichischen Landwirtschaftsministers Norbert Totschnig in Japan und China. Waren die Erwartungen in Japan etwas höher gesteckt, weil es bereits langjährige Kontakte z. B. bei der forstlichen Ausbildung und Exporten von forstlichen Bringungsgeräten gibt, so steht man in China noch am Anfang.

Österreichs Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig Foto: Paul Gruber / BML

Holz-Zentralblatt: Ihre Vorgänger Nikolaus Berlakovich und Andrä Rupprechter hatten die Exportinitiative „Umwelttechnologien“ und das Thema „Lösungen aus Österreich“ bei ihren Japan-Besuchen zum Inhalt. Was war diesmal das Ziel?

Norbert Totschnig: Das Hauptziel dieser Reise bestand darin, die Kooperation zwischen den beiden Ländern im Bereich der Forst- und Holzwirtschaft zu stärken. Zu diesem Zweck wurde ein Memorandum of Cooperation mit dem Land- und Forstwirtschaftsminister Sakamoto in Japan unterzeichnet. Darüber hinaus fanden weiterführende Gespräche mit Gouverneuren der Präfekturen Tokio und Kyoto statt.

Im Rahmen der zwei Fachsymposien in Tokio und Kyoto wurde einem breiten japanischen Fachpublikum die Leistungsfähigkeit und langjährige Expertise österreichischer Firmen präsentiert. Der Fokus lag dabei u. a. auf den Bereichen Forsttechnik, Biomassenutzung und Holzbau. Diese Veranstaltungen unterstützten die österreichische Leistungsschau namens „Internationaler Wald- und Holzdialog Österreich-Japan“, die vom Außenwirtschafts-Center der Wirtschaftskammer Österreich organisiert wurde.

Gleichzeitig war es mir ein Anliegen, die Land- und Forstwirtschaft Japans näher kennenzulernen. Eine gute Kooperation kann nur gelingen, wenn die gegenseitigen Stärken und Herausforderungen bekannt sind.

HZ: Sie haben in Japan ein „Memorandum of Cooperation“ unterzeichnet. Worauf kam es Ihnen dabei an?

Totschnig: Mit dem MoC ist erstmalig ein formeller Grundstein für ganz Japan gelegt worden, um den erfolgreichen Bildungs- und Know-how-Transfer und den Expertenaustausch in der Forst- und Holzwirtschaft sowie die Zusammenarbeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette „Forst-Holz“ zu intensivieren.

Angesichts der Herausforderungen des Klimawandels steht die Anpassung der Wälder an veränderte Bedingungen im Fokus beider Länder. Dabei spielt die nachhaltige Forstwirtschaft eine entscheidende Rolle, insbesondere die Nutzung von Holz als erneuerbare Energiequelle und Baumaterial.

Ziel der Absichtserklärung ist der verstärkte Austausch und Wissenstransfer zu Themen wie forstliche Aus- und Weiterbildung, Holzbau, Naturgefahrenmanagement, holzbasierte Bioökonomie sowie die nachhaltige Bewirtschaftung und multifunktionale Nutzung der Wälder und deren Anpassung an den Klimawandel.

Gemeinsam mit Japan wollen wir uns den Herausforderungen in der Forst- und Holzwirtschaft stellen, nach neuen Wegen und innovativen Lösungen suchen und vom jeweiligen Know-how profitieren.

Daher habe ich angeregt, dass wir auf der Grundlage des bilateralen MoC auch eine Kooperation im Bereich Forst- und Holzwirtschaft in den interessierten Präfekturen aufbauen und dass in Zukunft wieder regelmäßig Forst- und Holzwirtschaftskurse an unseren forstlichen Ausbildungsstätten in Ossiach und Traunkirchen exklusiv für japanische Experten veranstaltet werden sollen.

HZ: In Tokio und Kyoto fand das Forstforum und in Peking das Holzbauforum statt. Was waren dort Ihre wichtigsten Botschaften an die vielen Teilnehmer der Gastländer und die Vertreter österreichischer Unternehmen?

Totschnig: Die Pflege und aktive Bewirtschaftung des Waldes ist von entscheidender Bedeutung, da nur so seine vielfältigen Funktionen erfüllt werden können.

In Österreich legen wir großen Wert auf höchste Qualität entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Forstprodukten bis hin zum Holzbau. Diese Qualität bildet auch den Schlüssel zu unserer erfolgreichen Handelspartnerschaft mit Japan und China.

Um auch zukünftig leistungsfähig zu bleiben, benötigen wir bestens ausgebildete Fachkräfte, Forsttechnik und gut ausgebaute Forststraßen, damit eine professionelle und nachhaltige Bewirtschaftung unserer Wälder gewährleistet werden kann.

Die Auswirkungen des Klimawandels, wie vermehrte Schadereignisse, erfordern rasche und angemessene Maßnahmen, um ihnen entgegenzuwirken. Eine solche Maßnahme ist zum Beispiel der rasche Abtransport von Schadholz nach Naturereignissen.

Sowohl in Japan und China als auch in Österreich verfügen wir über langjährige Expertise im Bereich des Holzbaus. Es gibt zahlreiche Beispiele für die hohe Qualität der Forst- und Holzwirtschaft in Österreich, und deshalb bieten die internationalen Forst- und Holzbauforen die Gelegenheit, direkt mit Experten aus Österreich Erfahrungen auszutauschen und neue Partnerschaften zu knüpfen.

HZ: Auch Österreich könnte von den besuchten Ländern lernen. Japan hat große Erfahrung mit Erdbeben. Würden sich das die exportorientierten Betriebe zu Nutze machen, könnten sie Holzkomponenten für den Hausbau oder auch ganze Holzhäuser in die Erdbeben-Regionen der ganzen Welt exportieren. Was halten Sie von einem Kooperationsaustausch bei der Erdbebensicherheit mit Japan?

Totschnig: Das ist eine sehr spannende Fragestellung. Ein Kooperationsaustausch zwischen Österreich und Japan im Bereich der Erdbebensicherheit könnte für beide Länder von Vorteil sein.

Österreich kann von Japans Erfahrungen und bewährten Praktiken profitieren, während Japan von spezifischen Kenntnissen und Fähigkeiten österreichischer Unternehmen im Holzbau profitieren kann. Eine solche Zusammenarbeit kann dazu beitragen, die Sicherheit von Gebäuden und Infrastruktur weltweit zu verbessern.

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