Bundeswaldinventur belegt vor allem Kalamitätsfolgen
Rückgänge bei Fichte, Zuwachs und Holzernte
Die am 8. Oktober vorgestellten Ergebnisse der vierten Bundeswaldinventur (BWI 4) belegen die weitreichenden Auswirkungen der Sturm-, Dürre- und Borkenkäferschäden, die in den letzten Jahren des zehnjährigen Inventurzeitraums (2012 bis 2022) aufgetreten sind. Kalamitäten wurden auf 2 Mio. ha oder 19% des Holzbodens beobachtet. Dort sind 49% aller aus dem lebenden Bestand ausgeschiedenen Bäume angefallen.
Der Holzvorrat in den Wäldern Deutschlands blieb gegenüber 2012 mit 3,6 Mrd. m³ nahezu unverändert (+1%). Gegenüber der Zwischenbilanz für das Jahr 2017 ergibt sich jedoch ein Vorratsabbau von knapp 200 Mio. m³. Der Wald wurde so im Zeitraum 2017 bis 2022, ohne Berücksichtigung der Kohlenstoffspeicherung in Holzprodukten, zu einer Kohlenstoff-Quelle. Dazu erläutert Dr. Thomas Riedel, der Leiter der BWI am Thünen-Institut für Waldökosysteme in Eberswalde: „Bis 2017 hat die gespeicherte Kohlenstoffmenge um 52 Mio. t zugenommen. Danach hat die lebende Biomasse allerdings 42 Mio. t Kohlenstoff in Totholz und Holzprodukte abgegeben.“
Aktuell sind 1.184 Mio. t Kohlenstoff in den lebenden Bäumen und 46,1 Mio. t im Totholz gebunden. Weitere 936 Mio. t Kohlenstoff sind in Streu und Mineralboden eingelagert. Insgesamt sind also rund 2 200 Mio. t Kohlenstoff im deutschen Wald gespeichert. Der Kohlenstoffvorrat der lebenden Biomasse im Wald hat im Vergleich zur BWI 3 zwar um 1% zugenommen. Seit der Kohlenstoffinventur 2017 ging er allerdings um 41,5 Mio. t oder 3 % zurück. Da der Kohlenstoffverlust (Holzernte, natürliches Absterben) in der lebenden Biomasse in den Jahren 2017 bis 2022 höher war als die Zunahme beim Totholz und auch der Boden nicht mehr Kohlenstoff gespeichert hat, ist der Wald in den Jahren 2017 bis 2022 – im Vergleich zum Höchstwert des Jahres 2017 – zu einer Kohlenstoff-Quelle geworden.
Die Waldfläche blieb fast unverändert (+15.000 ha seit 2012), obwohl 66.000 ha Wald seit 2012 in andere Nutzungen umgewandelt wurden. Die Fichte steht auf 2,3 Mio. ha und hat in der letzten Inventurperiode 16,8% oder 461.000 ha an Fläche verloren.
In Deutschland wurden jährlich durchschnittlich 72,6 Mio. m³ Rohholz (Fm ohne Rinde) bzw. 6,7 m³/ha/a genutzt (2002 bis 2012: 75,7 Mio. m³ bzw. 7,0 m³/ha/a). Aktuell haben Laubbäume einen Anteil an der Holzbodenfläche von 47% (2012: 43%) und Nadelbäume ein Anteil von 50 % (2012: 54%). Lücken und Blößen nehmen 3,4% der Waldfläche ein.
Auf rund 3 Mio. ha Wald wächst eine neue Generation an Bäumen heran. 91 % davon Naturverjüngung – 6 Prozentpunkte mehr als bei der BWI 3.
Im Vergleich zur BWI3 sind die Wälder in Deutschland älter geworden (um fünf Jahre auf 82 Jahre), ihre Totholzmenge (+32 % auf 29,4 m³) und der Anteil der Mischwälder mit 79 % (2012: 76 %) haben zugenommen. Die Baumarten-Zusammensetzung in der Hauptbestockung hat sich im Vergleich zur BWI3 geringfügig zu mehr Naturnähe verändert. Maßstab für die Naturnähe ist die heutige potenzielle natürliche Vegetation. 16 % der Wälder haben eine sehr naturnahe und weitere 22 % eine naturnahe Zusammensetzung der Baumarten. Die Jungbestockung (Bäume bis 4 m Höhe) zeigt eine größere Naturnähe als die Hauptbestockung.
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