Es nicht beim Unmut belassen, sondern etwas tun

Der noch junge Arbeitskreis »Klimapositive Waldwirtschaft« will Öffentlichkeit und Politik über Waldwirtschaft informieren

jk. Hauptziel des im Frühjahr in der Region um Offenburg (Baden-Württemberg) gegründeten Arbeitskreises „Klimapositive Waldwirtschaft“ ist es, das Thema Wald mit einfachen Botschaften und Maßnahmen zu vermitteln. Man zielt auf die Öffentlichkeit und auf die Politik. Im Arbeitskreis treffen sich seit dem Frühjahr in der Region Vertreter vor allem des Privatwaldes, der Bioenergie-Branche und der Forstwirtschaft sowie engagierte Künstler und Privatpersonen, die sich dem Wald verbunden fühlen.

Für die forstliche Öffentlichkeitsarbeit will der Arbeitskreis QR-Codes ausprobieren. Die Überlegung dazu: Viele Menschen nehmen sich im Wald nicht mehr die Zeit, Schilder mit langen Erklärtexten zu lesen. Diese Menschen könnten aber bereit sein, einen QR-Code im Wald zu fotografieren, um dann später in Ruhe die angebotenen Informationen nachzulesen, anzuhören bzw. anzuschauen. Kurt Weber (Mitte, blaues Hemd) zeigte den Politikern den neuen Ansatz: Marion Gentges (mit Smartphone in der Hand), Thomas Marwein (ganz rechts) und Yannick Bury (Dritter von rechts, hinter dem Schild mit dem QR-Code).

Zusammengebracht hat die Gruppe, die an weiteren Teilnehmern interessiert ist, das ungute Gefühl, dass in der Öffentlichkeit und bei Politikern Unwissenheit und falsche Bilder über Wälder und Waldwirtschaft in der Region herrschen. Das Bedürfnis nach einem gemeinsamen Engagement entstand aus der gemeinsamen Wahrnehmung, dass der Wald von immer mehr Menschen nur noch stark vereinfacht und romantisierend wahrgenommen wird, wodurch viele Menschen und deren Interessen ausgeblendet oder ihr Handeln sogar als waldschädigend beurteilt werden.

Seine Mitarbeit und Unterstützung für den Arbeitskreis zeigt Matthias Ziegler, Geschäftsführer der Firma Ziegler-Holz in Oberkirch, u. a. durch die ungewöhnliche und nicht zu übersehende Lackierung eines seiner Lkw. Zum 70-jährigen Bestehen der Firmen wurde der neue Laster vollflächig zum Werbebanner für die Anliegen des Arbeitskreises – im Bild die Gestaltung des Führerhauses.

Ein negativer Auslöser für die Gründung des Arbeitskreises waren die Ansichten von Peter Wohlleben und insbesondere, wie diese unkritisch von großen Teilen der Öffentlichkeit, der Politik und der Medien aufgenommen und teilweise unterstützt wurden. Ein Dauer-Ärgernis ist den engagierten Bürgern des Arbeitskreises die Einstellung, der Wald sei krank und es helfe dem Wald am meisten, wenn man ihn in Ruhe lasse oder ihn sich selbst überlasse und dafür die Waldbewirtschaftung einstelle. Ein weiterer Negativ-Auslöser für die Gründung des Arbeitskreises waren und sind die Diskussionen über das Heizen mit Holz – zuletzt der Versuch, in deutschen und EU-Gesetzen, Holz die Eigenschaft als erneuerbare Energiequelle absprechen zu wollen.

Der Arbeitskreis will es nicht bei dem gemeinsamen Unmut belassen, sondern etwas tun. Einige der Mitglieder haben positive Erfahrungen mit gezielter Öffentlichkeitsarbeit für den Wald, dessen Bewirtschaftung und Nutzung. In diese Richtung verspricht man sich Erfolge, da man mangelndes Wissen bzw. mangelnde Wissensvermittlung als Hauptursache des gesellschaftlich-politischen Gegenwindes für nachhaltige Waldbewirtschaftung in der Verantwortung der Waldeigentümer ausgemacht hat.

Hauptbotschaft ist, wie es auch schon der Name des Arbeitskreises ausdrückt, dass der nachhaltig bewirtschaftete Wald positive Wirkungen hat; gemeint ist zunächst der natürliche CO2-Entzung aus der Luft und die CO2-Festlegung im Holz (Klimaschutz). Man arbeitet mit dem Slogan: „Unser Wald kann mehr – dank einer klimapositiven Waldwirtschaft“.

Als weitere Wirkungen des nachhaltig bewirtschafteten Waldes will man die positiven Wirkungen im Wasserkreislauf, für die Bodenqualität, den Naturschutz sowie für die wirtschaftliche, soziale und ökologische Wertschöpfung betonen. Die zweite wichtige Botschaft lautet, dass das Waldeigentum Grundlage für eine positive Waldentwicklung ist.

Der junge Arbeitskreis hat auch schon ein Logo.

Der Arbeitskreis will sich mit der Zukunft des Waldes im Klimawandel beschäftigen. Es sollen auch Zusammenhänge dargestellt werden in den drei Bereichen: a) Wald- und Wegenutzung, Tourismus, b) Einkommen und c) CO2-Einsparung durch Substitution. Man will außerdem Wald und Holz bzw. Holzprodukte erlebbar machen.

Vertreter des Arbeitskreises geben zu bedenken, dass man ehrenamtlich arbeite, alles noch sehr neu sei und auch schnell angepasst werden könne. Zu den bisherigen Treffen kamen etwa fünf bis 15 Interessierte. Inzwischen hat man sich auch um die Finanzen gekümmert. Von zehn Organisationen bzw. Firmen wurden insgesamt 10 000 Euro zugesagt. Die Zusagen lauten über 500 bis 3 000 Euro. Fünf der Unterstützer sind Forstbetriebsgemeinschaften bzw. die Waldservice Ortenau e. G. Unterstützer ist die Bürger-Energie Oberhamersbach, eine Genossenschaft, die ein Fernwärmenetz auf Basis eines Holzheizwerks betreibt. Finanzielle Unterstützung kommt auch von vier Unternehmen: E-Werk Mittelbaden, Holz-Ziegler GmbH, RES-Gruppe und Windkraft Schonach GmbH.

Erstes sichtbares Ergebnis des Arbeitskreises ist ein Internetauftritt (unserwaldkannmehr.de), der weiter ausgebaut werden soll. Für die Zeit ab Oktober und bis zum Frühjahr 2024 sind ein Gespräch mit drei Ministern bzw. Ministerinnen in Stuttgart (Thema: Bauen mit Holz), eine Waldführung (Wiederbewaldung), ein Vortragsabend („Vom Wald zum Holzprodukt“), Betriebsbesichtigungen (energetische Holznutzung) und eine Waldexkursion angekündigt.

Am 6. Oktober stellte sich der Arbeitskreis in einem neu gestalteten Besprechungsraum der Waldservice Ortenau in Ohlsbach der Öffentlichkeit vor. Der Raum ist eine Demonstration für die Nutzung des Holzes aus der Region (u. a. Tanne für die Decke und die Tische, Douglasie für den Fußboden und Buche für die Stühle).

Von der Politik waren gekommen: Landesjustitzministerin und Landtagsabgeordnete Marion Gentges (CDU), der Landtagsabgeordnete Thomas Marwein (Grüne) sowie die Bundestagsabgeordneten Yannick Bury (CDU) und Martin Gassner-Herz (FDP). Die Wahlkreise der vier Politiker liegen in der Region Offenburg.

In einer kleinen Vorstellungsrunde, die Kurt Weber, Vorstand und Geschäftsführer der Waldservice Ortenau, leitete, schilderte rund ein Dutzend Bürger, die im Arbeitskreis mitarbeiten, welchen Bezug zum Wald sie haben und warum sie sich im Arbeitskreis engagieren. Das Spektrum ist weit gespannt: Es sprachen zwei forstliche Dienstleister, ein Sägerestholz-Händler, Waldbesitzer, Bürgermeister, Förster, ein Planer von Windenergieanlagen, ein Künstler sowie eine Privatperson mit einem rein persönlichen Interesse am Wald. Der Arbeitskreis hat sich bisher bewusst nicht um Personen aus der Säge- und Holzindustrie bemüht. Man will den Eindruck vermeiden, dass es dem Arbeitskreis doch eigentlich „nur“ um die Holznutzung bzw. die Rohstoffversorgung der Holzindustrie gehe.

Fotos: J. Krauhausen (3)

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