»Haben viele spannende Themen im Programm«
Beim »Holzaschekongress« werden neue Entwicklungen und Innovationen im Umgang mit Holzasche diskutiert
Jährlich fallen allein in Deutschland etwa 1 bis 1,3 Mio. t Holzasche an. Je nach Beschaffenheit und Herkunft gibt es für diese verschiedene mögliche Anwendungsbereiche. Sie enthält eine Vielzahl von Mineralien und Nährstoffen, die für Pflanzenwachstum und Bodenverbesserung sehr nützlich sind. Daher wird sie oft als Dünger in der Landwirtschaft verwendet, um den Boden mit wichtigen Elementen zu versorgen. Darüber hinaus kann Holzasche zukünftig auch Anwendung in der Bauindustrie finden, beispielsweise in der Herstellung von Zement und Beton. Am 10. April findet in Leinfelden-Echterdingen der in der Branche etablierte „Holzaschekongress“ statt. Der Kongress dient als Plattform für den Austausch von Wissen und Erfahrungen zwischen Kraftwerksbetreibern, Lieferanten, Entsorgern, Industrievertretern, Behörden, Forschern und anderen Interessengruppen. Im Vorfeld der Tagung berichten Yvonne Bosch, Geschäftsführerin der Bundesgütegemeinschaft Holzasche (BGH), und Dr. Rainer Schrägle, Geschäftsführer der Technologica GmbH und Veranstalter des „Holzaschekongresses“ zum aktuellen Stand bei dieser Problematik.
Holz-Zentralblatt: Der letzte Kongress war 2019, gibt es neben Corona weitere Gründe für die lange Pause?
Dr. Rainer Schrägle: Unser „Holzaschekongress“ findet eigentlich alle zwei Jahre statt. 2021 fiel allerdings genau in die Pandemie, und 2023 war so viel operative Arbeit und Forschung zu tun, dass für die Vorbereitung keine Zeit blieb. Dafür haben wir für 2024 viele spannende Themen im Programm, auch über den Einsatz der Aschen im Kompost und die Düngemittelherstellung hinaus. Was uns bei der Planung ebenfalls wichtig war ist, dass ausreichend Zeit für den persönlichen Austausch der Teilnehmer zur Verfügung steht.
HZ: Welche aktuellen Herausforderungen sehen Sie derzeit bei der Verwertung von Holzaschen?
Yvonne Bosch: Tatsächlich gibt es einige Herausforderungen im Umgang mit Holzasche, vor allem im Hinblick auf Umwelt- und Abfallgesetzgebung. Für die Anwendung als Dünger in der konventionellen Landwirtschaft, aber auch genauso im Bio- und Ökolandbau schafft das RAL-Gütezeichen 252 Dünger die Voraussetzungen für die Akzeptanz. Eine regelmäßige Überwachung stellt hier eine gleichbleibende Qualität sicher. Dasselbe gilt für die Bodenschutzkalkung im Wald. Damit gibt es also in jedem Fall einen Absatzmarkt.
Die große Herausforderung momentan liegt darin, Unternehmen zu finden, die eine Genehmigung zum Lagern und Behandeln von Rostaschen (AVV 100101) haben, um Aschen als Kalkdünger aufbereiten zu können. Die Unternehmen, die Asche sammeln und zu Dünger aufbereiten wollen, werden durch lange Genehmigungsverfahren oder enorme Auflagen ausgebremst.
Auf der einen Seite wird die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft bis hin zur Bioökonomie gefordert, was selbstverständlich richtig, sinnvoll und notwendig ist. Auf der anderen Seite behindern aber Bedenken der Behörden und die hohen Genehmigungsanforderungen an das Lagern und Behandeln der Aschen, die Nachfrage nach Kalkdünger aus Holzaschen zu bedienen. Dieser Genehmigung bedarf es im Übrigen auch, wenn man die Rostasche dem Kompost zugeben will. Auch hier gibt es bereits einige wenige Unternehmen, die genau das erfolgreich tun, aber ein flächendeckendes Netz ist noch nicht gespannt.
HZ: Welche Themen kommen in den nächsten Jahren auf die Branche zu?
Bosch: Deponieraum wird knapp und teuer. Hier geht es um die zentrale Frage, wie wir es verhindern können, dass wertvolle Rohstoffe deponiert oder gar unter Tage verbracht werden. Es ist jetzt enorm wichtig, bestehende Verwertungswege auszubauen und neue zu erschließen. Der Einsatz von Holz- und Pflanzenaschen in der Baubranche als Substitut für Kohleaschen steht erst am Anfang und bedarf noch intensiver Forschung. Der Grundstein ist aber gelegt, und die ersten Ergebnisse sind sehr vielversprechend. Auch darüber berichten wir auf dem „Holzaschekongress“.
HZ: Was waren die wichtigsten regulatorischen Richtungsentscheidungen der letzten Jahre, und welche Auswirkungen gab es bei der operativen Umsetzung in der Praxis?
Schrägle: Dazu fallen mir zwei Entscheidungen ein, die eine betrifft die Verwertung, die andere die Entsorgung der Aschen. In der DüMV gab es eine Fußnote, die die Rostaschen aus der Verbrennung von naturbelassenem Holz ohne die sonst geltende Sieblinie für Kalkdünger gestattet hat. Mit dem Wegfall dieser Fußnote war es nicht mehr möglich, Aschen, die sowohl die Schadstoffgrenzwerte als auch die Mindestgehalte für Kalkdünger eingehalten haben, direkt auszubringen. Und genau das hat zur vorher diskutierten Herausforderung der Aufbereitung in Verbindung mit der Genehmigung und zu einem enormen Flaschenhals geführt.
Die zweite Entscheidung hat mit den verschärften Grenzwerten für wasserlösliches Chrom und wasserlösliches Blei in den HP-Kriterien zu tun. Durch die Absenkung der Grenzwerte und neue HP-Kriterien wird eine Deponierung der Aschen schwieriger und teurer.
HZ: Wie kann die Kreislaufwirtschaft in den nächsten Jahren bei der Verwertung von Holzaschen gestärkt werden?
Bosch: Meiner Meinung nach geht das nur, wenn gesetzliche Vorgaben zur Kreislaufwirtschaft und Verwertung von Reststoffen gestärkt und bürokratische Vorschriften abgebaut werden. Ein definiertes Verfahren – für die Düngemittelproduktion mit integrierter RAL-Gütesicherung – der Aschen müsste zumindest in den Entscheidungsvorgang bei Behörden mit einfließen.
HZ: Welche Besonderheiten gibt es bei der Entsorgung von Altholzaschen?
Bosch: Altholzaschen sind – so wie sie anfallen – nicht für eine Verwertung geeignet, als Düngemittel sind sie sogar ausgeschlossen. Auch hier versuchen wir, über die Konditionierung der Aschen eine Möglichkeit zu finden, damit sie im Baustoffbereich eingesetzt werden können. Bis dahin macht das wasserlösliche Blei, das im Altholz vorkommen kann, die Deponierung schwierig. Auch das bei Naturholzaschen implementierte Sammelverfahren – damit nicht jede kleine Anlage eine eigene bergrechtliche Genehmigung benötigt – greift bei Altholzaschen bisher nicht. Seitens der Branche gibt es jedoch ein spürbares Interesse, auch ein Sammelverfahren für Altholzaschen zu erarbeiten.
HZ: Die Entsorgung von Filteraschen ist in den letzten Jahren immer schwieriger geworden. Was sind hier Treiber? Gibt es hier große regionale Unterschiede?
Bosch: Ich nehme definitiv regionale Unterschiede wahr. In Süddeutschland ist es deutlich schwieriger, die Aschen zu deponieren, als in Regionen mit Bergbau oder noch ausreichend Deponieraum. Langfristig soll aber immerhin die Kapazität in der Untertagedeponie Bad Friedrichshall ausgebaut werden, das gibt Hoffnung.
HZ: Welche Bedeutung hat zukünftig die CO2-Abscheidung in Holzenergieanlagen?
Bosch: Die Technik dafür ist bereit, leider ist das Verfahren zum jetzigen Zeitpunkt noch sehr teuer, so dass nur sehr große Holzheizkraftwerke diesen Schritt gehen. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass es zukünftig keine größeren neuen Anlagen ohne CO2-Abscheidung geben wird. Hilfreich wäre, wenn die genehmigungsrechtlichen Hürden gesenkt werden. Das Verfahren dauert momentan wirklich lange und ist zudem sehr kostspielig. Für kleinere Holz(heiz)kraftwerke wird das erst interessant, wenn zum Beispiel ein genormtes System entwickelt wird.
HZ: Neben der Speicherung von CO2 wird auch über die Immobilisierung in Holzasche diskutiert – ist das ein zukunftsträchtiges Vorhaben?
Schrägle: Die BGH hat sich in Kooperation mit Mitgliedern schon vor vielen Jahren mit der Karbonatisierung von Aschen zur Schadstoffbindung beschäftigt. Das Thema ist wieder aktuell, weshalb es auch einen Vortrag zur dauerhaften CO2-Bindung in Aschen auf dem Kongress gibt.
HZ: Auf was ist unter „Ascheaspekten“ bei Planung und Neuerrichtung von Holzenergieanlagen zu beachten?
Bosch: Die Themen Ascheanfall, Getrennthaltung der verschiedenen Aschearten (Rostasche, Zyklonasche, Filterasche, usw.) und deren Lagerung sowie eine etwaige (Vor-)Behandlung müssen zwingend mitgedacht werden, um teuren Umbauten/Nachrüstungen und den damit verbundenen langwierigen Genehmigungsverfahren vorzubeugen.
Alle Informationen zum Holzaschekongress finden Sie unter: holzaschekongress.de
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