Hoch hinaus in Down Under

Der atemberaubende Quay Quarter Tower im australischen Sydney ist das „Hochhaus des Jahres“. Der Turm ist das Ergebnis einer Maßstäbe setzenden Modernisierung eines Altgebäudes. Die Planung des Innenausbaus erfolgte mit dem Programm „Pytha“, das den Datenaustausch ohne Informationsverlust zwischen CAD, CAM und CNC ermöglicht. Fast 2 000 Möbelstücke für das riesige Gebäude wurden so geplant, konstruiert und für die Produktion vorbereitet.

„Hochhaus des Jahres“: Der Quay Quarter Tower bietet spannende Perspektiven.

Im Dezember 2022 erhielt der Quay Quarter Tower den Titel „Weltweit innovativstes Hochhaus“. Der begehrte Internationale Hochhaus-Preis wurde 2003 gemeinsam von der Stadt Frankfurt am Main, dem Deutschen Architekturmuseum (DAM) und der DekaBank initiiert und 2004 zum ersten Mal vergeben. Der Titel „Hochhaus des Jahres“ ist nicht der erste, den das 216 Meter hohe Gebäude abräumte, das vom Architekturbüro 3XN aus Kopenhagen geplant und realisiert wurde. Der Tower erhielt unter anderem den „International High-Rise Award“, den „Sydney Excellence Projects Award in the Engineers Australia“ und den Titel „Development of the Year“.

Auch innen setzt das Gebäude gestalterische Akzente.

Upcycling und Nachverdichtung

Ursprünglich wurde die Gebäudestruktur im Jahr 1976 als AMP Center errichtet. Jetzt wurde sie komplett saniert und höher gebaut. Zusätzliche Grundfläche wurde einbezogen, und die gesamte Form und das Design des Turms wurden modernisiert. Der Kern des Gebäudes konnte komplett erhalten werden. Heute besteht das Gebäude aus fünf übereinander gestapelten Blöcken, die sich um die zentrale Achse des Turmes nach oben schrauben und eine beeindruckende Sicht auf Sydney bieten.

Der Tower wurde von 45 auf 54 Stockwerke erweitert, wobei 90 Prozent der Materialien, Träger und Platten wiederverwendet und in die neuen Stockwerke integriert wurden. Laut Jury, die dem Quay Quarter Tower diese besondere Auszeichnung verliehen hat, ist der Tower eine außergewöhnliche Kombination aus Upcycling und Nachverdichtung. Als Ausgleich zu den Büroräumen befinden sich im Sockel des Gebäudes auf drei Ebenen Einzelhandelsflächen, öffentlich zugängliche Grünflächen und ein Café.

Deutsches Schreiner-Know-how

Die Modernisierung des Turmes begann im Frühjahr 2018, Anfang 2022 wurde er fertiggestellt. Den Zuschlag für den kompletten Innenausbau des Turmes erhielt das Unternehmen Woodworx Joinery in Australien unter der Leitung von Benno Gmeiner. Der ist im baden-württembergischen Bühlerzell aufgewachsen und hat an der Gewerblichen Schule in Schwäbisch Hall seine Lehre zum Schreiner und den Schreinermeister absolviert. Bereits an der Schule arbeitete er mit dem 3D-CAD Programm „Pytha“. Erstmals nach Australien ging er 2014 für ein Jahr „Work and Travel.“ Mittlerweile lebt Benno fest in Australien und arbeitet seit über fünf Jahren für Woodworx in leitender Funktion in der Arbeitsvorbereitung.

Durchgängige Planung in 3D

„Die Planung des Innenausbaus für den Quay Quarter Tower startete im August 2020. Mit den Zeichnungen von den Architekten und nach dem Aufmaß vor Ort haben wir alle Räume und Installationen in ,Pytha‘ als 3D-Modell erstellt. So konnten wir bei der anschließenden Planung der Möbel und Innenausbauelemente Probleme frühzeitig erkennen und Kollisionen ausschließen“, erläutert Benno Gmeiner.

Für die Planung verantwortlich:  Benno Gmeiner von Woodworx.

Da das Objekt über eine Gesamtfläche von 102 000 m² verfügt, war eine gute Strukturierung der CAD-Daten nötig. Der große Vorteil bei einer durchgängigen Planung in 3D ist die Möglichkeit, bereits in der Planungsphase am PC alle Details zu prüfen und im Team besprechen zu können. „Hierbei ist die gestalterische Freiheit, die uns ,Pytha‘ bietet, enorm wichtig. Selbst komplexe runde Formen und Theken können ohne Einschränkungen bis ins kleinste Detail konstruiert und für die Produktion optimiert werden“, so der Planer weiter.

Nahtlose Arbeitsabläufe

Nach Abschluss der Innenausbau-Planung wurde mit der Arbeitsvorbereitung begonnen. 13 Mitarbeiter waren neben anderen Projekten in die Arbeitsvorbereitung des Quay Quarter Towers eingebunden. In 4 460 Stunden an Arbeitsvorbereitung wurden knapp 2 000 Möbelstücke mit „Pytha“ geplant, konstruiert und für die Produktion vorbereitet.

Für die Produktion der Möbel fielen etwa 1 800 CNC-Stunden und 7 300 Werkstatt-Stunden an. Zum Einsatz kamen hierbei vier „36×18 Rover B Nesting“ CNC-Maschinen von Biesse, wobei drei von diesen mit einem „Winstore“-Plattenlager verknüpft sind, welches die Maschinen automatisch mit dem benötigten Material bestückte. Des Weiteren war noch eine kleine Biesse „24×12 Rover S Nesting“ CNC-Maschine im Einsatz, sowie eine Plattensäge, die ebenfalls von Biesse stammt. Für die Realisierung des Projektes wurden über 100 verschiedene Materialien sowie knapp 30 000 m² an Plattenmaterialien verarbeitet.

Produktion bei Woodworx: 1800 CNC-Stunden und 7 300 Werkstatt-Stunden für die Möbel.

Ein Projekt mit diesem Umfang kann nur dann gewinnbringend gelingen, wenn alle Arbeitsschritte nahtlos ineinandergreifen und Daten ohne Informationsverlust zwischen CAD, CAM und CNC ausgetauscht werden können.

„Wir sind froh, über die Jahre mit ,Pytha‘ eine Arbeitskette gefunden zu haben, die unsere eigene individuelle Arbeitsweise schnell und kosteneffizient abbilden kann. Im November 2021 haben wir nach einem Jahr Planungs- und Produktionszeit das fertige Projekt an die glücklichen Eigentümer übergeben. Wir sind stolz auf die gelungene Realisierung und arbeiten bereits an den nächsten Großprojekten“, zieht Benno Gmeiner von Woodworx ein positives Fazit des Projekts. n

Fotos: Pytha/Woodworx

www.pytha.de

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